Dringende Fragen an die akademischen Lebenswissenschaften

Antwort von Professor Dr. Diethard Tautz

Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön

Das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön lehnte eine schriftliche Beantwortung der zugesandten Fragen ab. Der dortige Direktor Professor Diethard Tautz schlug unserem Herausgeber Steffen Pichler ein Telefongespräch vor, um aus seiner Sicht bei diesem bestehende und in den Fragen samt Begleittext erkennbare grundsätzliche Missverständnisse zu erörtern. Die Eckpunkte dieses etwa 35minütigen Gespräches wurden von Pichler zusammengefasst. Die Zusammenfassung wurde anschließend von Herrn Professor Tautz im folgenden Wortlaut als korrekt bestätigt:

In diesem Telefonat am 14. November 2022 erklärte Professor Tautz, dass ihm keine Beispiele bekannt seien, mit denen sich Darwins Theorie widerlegen ließe. Allerdings unterschieden sich künstliche Selektion und Agrarmethodik nicht so fundamental von dem Geschehen der natürlichen Evolution, wie es von Pichler impliziert werde. Bei der künstlichen Zuchtwahl durch den Menschen finde im Grunde das gleiche Schema statt, wie es in der Natur passiert, wenn sich eine Population selektiv in eine neue ökologische Nische und somit an veränderte Umweltbedingungen einpasst und sich dabei ihre Merkmale entsprechend ändern.

Zum Einwand von Pichler, dass solche künstlich gezüchteten Organismen wie die heutigen Zuchthühner oder der Kulturmais sich nicht vorrangig zu ihrem Nutzen verändert hätten, erklärte Tautz, dass diese Lebewesen einen im Sinne der Evolutionstheorie zentralen Nutzen gewonnen hätten, der auch bei Darwin im Mittelpunkt gestanden habe: nämlich die Vergrößerung des zahlenmäßigen Umfangs und der geographischen Verbreitung ihrer Population. Nach der Evolutionstheorie sei dies wesentlich. Die Argumente von Pichler seien eher moralischer Natur, während die akademische Evolutionsbiologie nur die konkreten evolutionären Mechanismen untersuche.


Folgend der Wortlaut des von Steffen Pichler an das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön gesandten Fragetextes:

Ich möchte Sie hier um Beantwortung zweier kurzer Fragen bitten. Es geht um Zusammenhänge von besonderem öffentlichen Interesse, die in der modernen Grundlagenforschung der Evolutionsbiologie keine hinreichende Beachtung gefunden haben, obwohl sie schon von Charles Darwin in seinem Hauptwerk unmissverständlich dargelegt wurden. Und zwar schrieb er, wie Sie wahrscheinlich wissen, dass seine Theorie vernichtet wäre, wenn in der Natur auch nur ein Beispiel gefunden würde, bei dem irgendein Merkmal einer Spezies zum ausschließlichen Nutzen einer anderen Spezies entstanden ist. Folgend ein entsprechendes Zitat: 

Natural selection cannot possibly produce any modification in any one species exclusively for the good of another species; though throughout nature one species incessantly takes advantage of, and profits by, the structure of another. (…) If it could be proved that any part of the structure of any one species had been formed for the exclusive good of another species, it would annihilate my theory, for such could not have been produced through natural selection. Although many statements may be found in works on natural history to this effect, I cannot find even one which seems to me of any weight.” [1]
 
Da ich davon ausgehe, dass die mit Abstand wahrscheinlichste Möglichkeit der Entstehung von Merkmalen einer Spezies zum ausschließlichen Nutzen einer anderen im Bereich parasitärer Strategien liegen muss und diese Strategien samt ihrer Ergebnisse (also die zum Nutzen des Parasiten veränderten Merkmale) in der natürlichen Selektion entstanden sind, habe ich Wissenschaftler aus dem Bereich der Parasitologie angefragt, ob es dazu Beispiele gibt. Unter anderem teilte mir darauf ein langjährig forschender Professor der Parasitologe und Fachbuchautor mit, dass ihm noch nie eine belastbare Beschreibung untergekommen sei, in der ein Parasit die Merkmale von Folgegenerationen der angegriffenen Seite zu seinem Nutzen manipuliert. Obwohl es verschiedene denkbare Möglichkeiten gebe, wie solches funktionieren könnte, handelten alle Beschreibungen immer nur von vielfältigen Manipulationen auf der individuellen Ebene.
 
Nun die Fragen:

1. Sind Ihnen Beispiele entsprechender parasitärer Strategien oder sonstiger Wechselwirkungen zwischen Spezies bekannt, deren Ergebnisse der o.g. Feststellung Darwins zuwiderlaufen und somit seine Theorie widerlegen?

2. Falls nein: Gibt es in der Natur keine solchen Beispiele, weil die ökologischen Prozesse zu primitiv sind, der Mensch sich durch Intelligenz herausgehoben hat oder was sonst könnten die Gründe dafür sein, dass sich Entsprechendes im Ökosystem nirgendwo herausbildete? 

Das besondere öffentliche Interesse ergibt sich daraus, dass die Nahrungsgrundlage der Menschheit auf der manipulativen Hervorbringung von Merkmalen anderer Spezies zum eigenen vorrangigen Nutzen über deren Generationsfolgen gründet. Zudem wurde diese Methodik in jüngster Zeit massiv intensiviert. Sollte dem Fehlen in der Natur eine im nachhaltigen Sinne bestehende Dysfunktionalität zugrunde liegen, so muss eine hochkritische Situation entstanden sein. Zur bestmöglichen Entscheidungsfindung in einer solchen wäre die tiefgreifende und schnelle Aufdeckung des gegenständlichen Sachverhaltes die wichtigste Grundvoraussetzung.