Dringende Fragen an die akademischen Lebenswissenschaften – Kommentar

Vorbemerkung: Nach Überzeugung unseres Herausgebers Steffen Pichler blieben wichtigste Eckpunkte der Theorie Charles Darwins in den nachfolgenden Naturwissenschaften unberücksichtigt. Wäre dies anders verlaufen, so hätten demnach künstliche Zuchtwahl und somit die Agrarmethodik als grundsätzliche evolutionäre Sackgasse erkannt und deren fatale Intensivierung innerhalb der letzten 100 Jahre vermieden werden können. Als einen Grund für die Versäumnisse sieht Pichler zunehmenden Schwund des bei Darwin durch praktische Beobachtung entstandenen Verständnisses für die größeren Zusammenhänge der belebten Natur. Er hat nun begonnen, Wissenschaftlern aus dem Bereich der Evolutionsbiologie mit Verweis auf bestimmte Zitate Darwins gezielte Fragen zu stellen. Das Projekt ist langfristig ausgerichtet. Es beginnt hier mit einem ausführlichen Kommentar, in dem Pichler seine – ebenfalls durch praktische Beobachtung geprägte – Perspektive schildert.

Von Steffen Pichler

Der Naturforscher Charles Darwin legte in seinem Hauptwerk “Über die Entstehung der Arten” einen mit großer Gewissheit vorgebrachten Prüfstein vor: Er schrieb, dass seine Theorie vernichtet sei, wenn auch nur ein einziges Beispiel gefunden würde, bei dem in der natürlichen Evolution irgendein Merkmal einer Spezies zum ausschließlichen Nutzen einer anderer Spezies entstanden ist:

„Natural selection cannot possibly produce any modification in any one species exclusively for the good of another species; though throughout nature one species incessantly takes advantage of, and profits by, the structure of another. (…) If it could be proved that any part of the structure of any one species had been formed for the exclusive good of another species, it would annihilate my theory, for such could not have been produced through natural selection. Although many statements may be found in works on natural history to this effect, I cannot find even one which seems to me of any weight.” [1] (Übersetzung s. unten)

Dieser Prüfstein fand in den akademischen Lebenswissenschaften bis heute keine hinreichende Beachtung und Vertiefung. Und das, obwohl er für die menschliche Zivilisation von größter Bedeutung ist. Denn deren Fundament besteht aus der Hervorbringung von Merkmalen in Pflanzen und Tieren, die nicht ihnen nützlich sind, sondern uns Menschen. Auch dies stellte Darwin – im Werk unter Nennung zahlreicher Beispiele – unmissverständlich klar:

“One of the most remarkable features in our domesticated races is that we see in them adaptation, not indeed to the animal’s or plant’s own good, but to man’s use or fancy. [2]. (Übersetzung s. unten)

Die Nahrung von acht Milliarden Menschen wird also größtenteils mittels eines Schemas gewonnen, das, wenn Darwin recht hat, in der übrigen Natur grundsätzlich ausgeschlossen ist – und das deswegen den Verdacht nahelegt, dass es nicht nachhaltig funktionieren kann. Egal, ob etwa gegenüber den einstigen Ursprungsformen vielfach vergrößerte Fruchtkörper von gezüchtetem Getreide wie Mais oder Weizen, überdimensionierte Brustmuskeln von Zuchthühnern oder ähnlich vergrößerte Euter sogenannter Milchkühe: In allen künstlich gezüchteten Organismen sind unzweifelhaft viele Merkmale entstanden, die nicht ihnen nutzen, sondern uns Menschen. Und die angewendeten Methodiken wurden besonders innerhalb der letzten einhundert Jahre massiv intensiviert.

Es ist erklärlich, wenn zumindest Laien nun nicht verstehen, was es mit dem Verdacht auf sich haben sollte, dass die künstliche Zuchtwahl nicht nachhaltig funktionieren kann. Sie wird als Selbstverständlichkeit angenommen, die grundsätzlich in Frage zu stellen absurd erscheinen mag. Weithin wird auch davon ausgegangen, dass es die Intelligenz des Menschen sei, welche die Gelegenheit zum lenkenden Eingriff in die Evolution anderer Organismen geschaffen hat – und dass das Fehlen des Schemas in der sonstigen Natur gegebenenfalls schon damit erklärbar sei, dass andere Spezies keine solche Intelligenz besitzen. Aber ein heutiger Akademiker der Lebenswissenschaften muss mit Blick auf das enorme Volumen der Beschreibungen von vielfältigsten und extrem komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Spezies erkennen, dass dies keine auch nur ansatzweise vollständige Antwort sein kann.

Die parasitären Strategien in der Natur sind um ein großes Vielfaches komplexer und gezielter als unsere Agrarmethodiken einschließlich der Gentechnik

Je genauer dieses Volumen betrachtet wird, desto mehr denkbare Ansätze dazu tauchen auf, wie es eben doch passieren könnte, dass etwa Viren und Bakterien über die natürliche Selektion Strategien hervorbringen, in denen zum eigenen Nutzen die Merkmale anderer Lebensformen über deren Generationen hinweg beeinflusst werden. In den Welten der Bakterien etwa ist der Austausch von Erbgut zwischen verschiedenen Spezies quasi ein Alltagsgeschäft. Warum sollten in der natürlichen Selektion nicht Mechanismen entstehen können, in deren Rahmen eine Spezies zum eigenen Nutzen die Merkmale einer anderen Bakterienart über deren Generationen hinweg beeinflusst? Viren wiederum sind meist ohnehin hochspezialisierte Manipulatoren des Genoms ihrer Wirte mit vielfältigsten Strategien – allerdings anscheinend ebenfalls nur auf der Ebene bestehender Individuen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sogar beträchtliche Anteile der über die Keimbahn weitergegebenen Erbinformationen der höheren Lebensformen einschließlich des Menschen ursprünglich von Viren stammen. Denn diese Abschnitte des Erbgutstranges sind entweder neutral und nicht codierend oder wurden in einer für den jetzigen Träger nützlichen Weise in den Gesamtcode integriert.

Die Wechselwirkungen in den Welten der Viren und Miroorganismen sind um ein großes Vielfaches komplexer und vielfältiger als sämtliche unserer Agrarmethodiken einschließlich der modernsten Gentechnik. Und ihre evolutionäre Geschichte ist über hunderte Millionen oder gar Milliarden Jahre verlaufen. Solche Strategien und Anwendungen, die nachhaltigen Nutzen erbringen, haben sich deswegen in der natürlichen Selektion oft vielfach und unabhängig voneinander, also konvergent, gebildet. Dies betrifft etwa das als menschliche Erfindung gefeierte CRISPR/Cas-Verfahren, dessen Grundmechanismus im Ökosystem quasi ein uralter Hut ist, der in der natürlichen Selektion vielfach in zahlreichen Spezies der Bakterien und Archaeen ähnlich entstanden ist. Es handelt sich um eine Abwehrwaffe des Immunsystems zur Eliminierung von in das eigene Erbgut eingedrungenen Phagen. Dabei werden von den Vorfahren abgespeicherte Erbgutcodes früherer Angreifer verwendet, um die winzigen Parasiten nach erneutem Eindringen in den eigenen Erbgutstrang präzise zu lokalisieren und durch einen Schnitt zu zerstören. In der Gentechnik wird diese Abwehrwaffe aus Bakterien isoliert und der Phagen-Code etwa durch den Code einer bestimmten Stelle des Genomstranges einer Nutzpflanze ausgetauscht. Anschließend in deren Keimzelle eingebracht, können so ein oder mehrere Schnitte an vorab ausgewählten Stellen gesetzt werden.

In der großen Bandbreite der parasitären Strategien im biologischen Mikrokosmos sind viele, bei denen nicht nur die Komplexität, sondern auch die mit ihr einhergehende Gezieltheit auf Höhen liegt, die weit über alle Manipulationen anderer Organismen durch den Menschen hinausreicht. Dass die natürliche Selektion ungezielt verläuft, heißt ja keineswegs, dass die aus ihr hervorgehenden Strategien ungezielt seien. Zum Beispiel manipulieren Viren der vermutlich seit gut 300 Millionen Jahren existierenden Familie der Baculoviridae die Raupen verschiedener Insekten so, dass diese bis auf die höchsten Gipfel von Bäumen hinaufkrabbeln. Dort angekommen schalten die Parasiten den Fressstopp ihrer Opfer aus. Die nun ungebremst fressenden Larven blähen sich mit einem hochkonzentrierten Viren-Cocktail auf. Dann platzen sie und ein Nebel dieser Flüssigkeit rieselt auf die noch gesunden Raupen in den unteren Regionen der Pflanze hinab. Die im Erbgut der Viren angelegte Strategie umfasst zahlreiche Schritte, die in unseren Wissenschaften allenfalls nur teilweise verstanden sind. Darunter gibt es komplexe Eingriffe in das Genom, in das Nervensystem und in verschiedene Bereiche des Hormonhaushaltes der Raupen. Diese Manipulationen sind unvergleichbar komplexer als das was der Mensch tut, wenn er zum Beispiel mit dem der Bakterienwelt entlehnten CRISP/Cas-Verfahren im Genom einer Pflanze herumschneidet, wobei es meist nur darum geht, einzelne Merkmale auszuschalten oder hinzuzufügen. Und ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass das Virus zwar mit extrem präziser Gezieltheit agiert, dabei aber nur auf bestehende Organismen einwirkt, während die Gentechnikverfahren des Menschen auf die Veränderung von Merkmalen kommender Generationen anderer Lebewesen abzielt.

Der mathematische Beweis für die praktische Unmöglichkeit der Entschlüsselung von evolutionär geordneten Genomen

Die für uns unerreichbar hohen Komplexitäten von Viren werden anderweitig auch ganz praktisch erkennbar, jedenfalls in einer indirekten Weise. So wird zum Beispiel seit Jahrzehnten versucht, das die Krankheit Aids hervorrufende HIV-Virus unter Verwendung von Milliardensummen, zahlreichen eigens dafür gegründeten Instituten und Heerscharen an intelligenten Forschern wirklich zu entschlüsseln und dadurch quasi auszuhebeln. Herausgekommen sind trotzdem nur symptomatisch wirkende Medikamente und solche zur Unterdrückung der Virenlast. Eine echte Heilung gibt es bis heute nicht. Noch immer werden nur kleine Anteile der funktionalen Mechanismen des Parasiten verstanden.

Es kann sicher ausgesagt werden, dass der Mensch es nie schaffen wird, das HIV-Virus wirklich zu entschlüsseln – und das gilt auch für alle anderen Viren und Lebewesen. Zwar lässt sich die Abfolge der vier Nukleinbasen, also quasi der codierenden Buchstaben in den Erbgutsträngen, nämlich Adenin (A), Guanin (G), Cytosin (C) und Thymin (T), bei RNA-Viren statt Thymin Uracil (U), heute leicht auslesen. Man sieht dann quasi eine lange Abfolge aus den immer vier gleichen Buchstaben in einer zunächst ungeordnet erscheinenden Reihenfolge. Manche Stellen der Abfolgen lassen sich heute durchaus etwa als Code für die Entstehung eines bestimmten Eiweißes identifizieren. Aber sämtliche der über Millionen oder Milliarden Jahre abgespeicherten und in vielerlei Wechselwirkungen verflochtenen Informationen zu entschlüsseln, wäre selbst mit einem noch so leistungsfähigen Riesencomputer völlig unmöglich. Wenn also mal wieder Nachrichten durch die Medien geistern, der Mensch habe nun das Erbgut irgendeines Lebewesens oder sogar sein eigenes Genom „entschlüsselt“, so ist dies einem Missverständnis geschuldet.

Der Grund für die völlige Unmöglichkeit der wirklichen Entschlüsselung eines in der Evolution entstandenen Genoms lässt sich durch Ermittlung der Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten der codierenden vier Nukleinbasen erkennen. Setzt man in der dafür geeigneten Formel „Variation mit Wiederholung“ – (n^k) – als „n“ die Zahl der Sorten von zur Verfügung stehenden Nukleinbasen, also A, G, C und T (bzw. U) ein (n=4) und für die zahlenmäßige Länge ihrer Aneinanderreihung „k“, so liegt das Ergebnis schon mit k=200 bei 2,58 x 10^120. Ausgeschrieben sehen diese 2,58 Vigintillionen dann so aus:

2.582.250.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000

Diese Riesenzahl 2,58 x 10 hoch 120 ist unvorstellbar viele Male größer als jene, die von Astrophysikern als maximal anzunehmende Zahl sämtlicher Atome des Universums geschätzt wird, welche nämlich “nur” 10 hoch 89 beträgt [3]. Gemeint ist damit tatsächlich die Gesamtheit aller atomaren Teilchen, aus denen das gesamte Universum mit all seinen Galaxien und sämtlichen Himmelskörpern besteht. Schon die Anzahl der Teilchen in einem Wassertropfen liegt in für uns unvorstellbaren Höhen, geschweige denn jene eines ganzen Ozeans.

In dieser Art der Reflexion kann man eine Form von ansatzweiser Ahnung dazu erreichen, um was für geradezu absurd erscheinende Potenziale der Komplexität es in den Genomen geht. Und es lässt sich dann begreifen, warum es völlig ausgeschlossen ist, etwa das Genom des HIV-Virus zu entschlüsseln: Dessen Basen-Kette ist nicht 200 Stellen lang, sondern sie besteht aus etwa 9600 Stellen. Setzt man also in die besagte Formel für “k” statt 200 die 9600 ein, so verschwindet gegen das Ergebnis die Zahl aller Atome des Universums geradezu im Nichts. Und sogar wenn nur ein winziger Bruchteil dieses Potenzials, sagen wir ein Milliardstel oder Trillionstel, zur Codierung von Merkmalen verwendet wird, so würden sich die abgespeicherten Informationen bei weitem unserer vollständigen Entschlüsselung entziehen. Die ausgeschrieben viele Seiten lange Zahl würde schlicht um einige Ziffern kürzer.

Aber gibt es nicht vielleicht doch parasitäre Strategien, in denen der Parasit zu seinem Nutzen die angegriffene Seite über deren Generationsfolgen hinweg manipuliert?

Nun könnte trotz all dem der Einwand entstehen, dass es ja vielleicht sogar Strategien gibt, in denen etwa parasitäre Viren oder Mikroorganismen doch lenkend in die Evolution anderer Lebensformen eingreifen. Ich selbst habe, nachdem mir durch praktische Naturbeobachtungen, auf die ich gleich zurückkomme, bestimmte grundsätzliche Zusammenhänge des Ökosystems erkennbar geworden waren, bereits ab 2013 genau diese Frage an einige relevante Wissenschaftler gerichtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine nennenswerten Kenntnisse etwa der Mikrobiologie oder Parasitologie und mich auch noch nicht mit den Ausführungen Darwins beschäftigt. Vielmehr waren mir durch die praktische Beobachtung von freien Lebewesen in der Natur solch fundamentale Ordnungen des Ökosystems aufgefallen, dass ich mir sicher war, dass sie genauso auch bis in die allerkleinsten Formen des Lebens hinein wirken müssten.

Es gab damals mehrere Antworten, in denen die betreffenden Wissenschaftler mitteilten, dass es solche generationsübergreifenden Manipulationen in der Natur bestimmt gebe, ihnen aber leider gerade kein konkretes Beispiel einfalle. Eine klare Antwort kam hingegen von dem Parasitologen Professor Dr. Richard Lucius, der über jahrzehntelange Erfahrung der Forschung in verschiedenen Bereichen seines Gebietes verfügt und zudem Fach- und Sachbücher auch zur generellen Übersicht über die Bandbreite der beschriebenen parasitären Strategien veröffentlichte:

„Das ist eine interessante Frage, die ich mir auch schon gestellt habe. Das könnte z. B. funktionieren über epigenetische Veränderungen, die der Parasit in der Keimbahn des Wirtes induziert. Beschrieben wird aber immer nur die Manipulation des jeweils aktuellen Wirtes mit verschiedensten Mechanismen, nicht aber seiner Nachkommen. [4]

Somit lässt sich annehmen, dass es in der nichtmenschlichen Natur tatsächlich keine parasitären Strategien gibt, die zum Nutzen des Manipulators über Generationen der angegriffenen Seite hinweg funktionieren. Würde es sie geben, dann könnte dies tatsächlich Darwins Prüfstein widerlegen, denn die Strategie und folglich auch ihre daraus hervorgehenden Ergebnisse wären in der natürlichen Selektion entstanden. Aber was sind denn nun die Gründe für das anzunehmende Fehlen?

Dass es keine Parasiten gibt, die ihre Wirte über deren Generationen hinweg manipulieren, kann nur daran liegen, dass es nicht nachhaltig funktioniert

Mit Blick auf die gezeigten Beispiele und die Berechnung der Potenziale der genetischen Informationsspeicher können fehlende mechanische Potenziale und fehlende Komplexitäten der ökologischen und evolutionären Prozesse als Gründe für das Fehlen ausgeschlossen werden. Da die biologische Evolution über sehr große Zeitspannen verlief und trotzdem offenbar keine einzige entsprechende Strategie entstanden ist, bleibt nach logischem Ermessen nur eine Antwort: dass es nicht nachhaltig funktioniert, wobei die Betonung auf “nachhaltig” liegt. Und die mechanischen Gründe für diese im nachhaltigen Sinne bestehende Dysfunktionalität wiederum werden mit Blick auf die völlig unbeherrschbar hohen Komplexitäten der in allen Genomen abgespeicherten Informationen sowie die nicht geringeren Komplexitäten der von anderen Lebensformen des Ökosystems ausgehenden Umweltdrücke offensichtlich: Wie soll denn der Manipulator die Evolution einer anderen Lebensform nachhaltig lenken, wenn er die Gesamtfolgen der Veränderung unmöglich beherrschen kann? Das funktioniert nicht, so ähnlich wie kein noch so talentierter Jongleur es schaffen könnte, Tausende Glasmurmeln aufeinander zu stellen und den Turm dann auch noch so zu balancieren, dass er nicht umkippt.

Warum Darwin sich hinsichtlich des besagten Prüfsteines derart sicher sein konnte, dass er sogar seine gesamte Theorie in die Waagschale legte, obwohl er doch damals noch fast gar nichts von Mikrobiologie und den Genomen und ihrem Aufbau wissen konnte, dies lässt sich dadurch erklären, dass er die extremen Komplexitäten der belebten Natur durch intensive praktische Beobachtung der sichtbaren Oberfläche des Geschehens erkannt hatte. Es ist sicher kein Zufall, dass Alfred Russel Wallace, der übrigens wie Darwin kein naturwissenschaftliches Studium absolviert hatte, fast parallel die weithin gleichen Erkenntnisse zur Evolution gewann, und auch bei ihm jahrelange Reisen abseits der Zivilisation mit intensiver praktischer Naturbeobachtung und deren systematischer Reflexion die Grundlage bildeten.

Was bei solcher Erfahrung zu Tage kommt, lässt sich als das „Big Picture“ der belebten Natur bezeichnen, also das große Ganze des Ökosystems. Das stetig wiederholte Sehen und Begreifen, wie schnell zum Beispiel der Tod eines Fisches oder Vogels durchschnittlich kommt, wenn er in einem intakten und somit sehr straffen ökologischen Gefüge auch nur geringfügige Einschränkungen der Entfaltung seines Wesens im Sinne der Gesamtheit seiner evolutionär entstandenen Eigenschaften erfährt, führt bei systematischer Betrachtung und Reflexion irgendwann zur stabilen Gewissheit, dass diese Straffheit regelmäßig das gesamte Ökosystem durchzieht. Ist der Rahmen des Gesamtbildes auf solche Weise verstanden, so ergibt sich also automatisch die Folgerung, dass die wesentlichen Ordnungen überall innerhalb desselben gelten müssen. Das hat durchaus Ähnlichkeit mit dem Begreifen physikalischer Ordnungen wie Gravitation oder Fliehkraft. Sind sie verstanden, so ergibt sich die Gewissheit, dass sie überall im Rahmen des Raum-Zeit-Gefüges wirken und die Materie ordnen, so wie wir es auf der Erde und zwischen den Körpern unseres Sonnensystems direkt beobachten können.

Die Vorstellung, dass ein Parasit im Rahmen einer stabilen Strategie an irgendeiner Stelle zum eigenen nachhaltigen Nutzen die generationsübergreifende Fortentwicklung der Merkmale seiner Wirte manipulieren könnte, etwa durch Schwächung ihres Immunsystems, wirkt bei Berücksichtigung des erkannten „Big Picture“ absurd. Es mag vielleicht vorstellbar sein, dass solches etwa bei einem Fisch als Wirt für ein paar Generationen funktionieren könnte. Dessen Linie würde aber unter dem ständigen Trommelfeuer der Umweltdrücke, also etwa Fressfeinde, Konkurrenten, klimatische und chemische Einflüsse sowie zahlreiche andere Parasiten, zügig schwächer werden und in der natürlichen Selektion verschwinden. Das Virus hat sich dann also in der zufälligen natürlichen Selektion auf eine Strategie spezialisiert, die immer in eine evolutionäre Sackgasse führt, in der letztlich auch die eigene Linie zügig untergehen wird. Und genau das Gleiche würde passieren, wenn sich irgendeine Bakterienspezies auf die Manipulation einer anderen Mikrobenspezies ausrichtet. Das Prinzip ist immer gleich, weil überall im Ökosystem unbeherrschbare Komplexität und Straffheit vorhanden sind.

Dass sich die Strategie der generationsübergreifenden Manipulation im Ökosystem nicht herausgebildet hat, oder besser gesagt nicht stabil herausbilden konnte, liegt also darin begründet, dass sie automatisch in eine evolutionäre Sackgasse verläuft. Nur wenn eine Lebensform, egal welcher Spezies, in der Evolution immer wieder zu ihrem eigenen vorrangigen Nutzen „abgeklopft“ wird, kann ihre Linie stabil bleiben. Darwin verglich dies anschaulich mit einer Metallkugel, die unablässig von allen Seiten behämmert wird.

Heutige Lebenswissenschaftler verfügen meist mangels Praxis nicht über die Perspektive auf das große Ganze der Natur

Leider besitzen die heutigen Lebenswissenschaftler meist nur relativ geringfügige Erfahrungen hinsichtlich solcher praktischer Naturbeobachtung, über die Darwin und Wallace verfügten. Ihr Wissen ist stattdessen hauptsächlich oder sogar weitestgehend durch theoretisches Studium entstanden. Und ohne das „Big Picture“ der Natur begriffen zu haben, ist es zumindest sehr schwer, die bestmöglichen Richtungen der Forschung zu finden. Gut erkennbar verlaufen die Kapazitäten oft auch dann in nachrangige Details, wenn nach eigener Selbstdarstellung Grundlagenforschung betrieben wird. Dadurch, dass die Materie im Inneren des großen Bildes so extrem komplex ist, bietet sie praktisch unbegrenzte Möglichkeiten, sich in eher nachrangige Themen zu vertiefen. Ein nicht mit dem Fachgebiet vertrauter Mensch könnte diese Nachrangigkeit meist gar nicht als solche beurteilen, es sei denn, er hat das große Ganze der Natur vorab selbst begriffen. Aber umgekehrt würde ein fast nur theoretisch gebildeter Wissenschaftler – und sei er noch so intelligent – meist gar nicht verstehen, was es mit dem vom Praktiker erkannten „Big Picture“ auf sich haben solle.

Die fehlende oder jedenfalls unzureichende Erkennung des großen Ganzen der Natur macht die akademischen Lebenswissenschaften also weithin unfähig zur Findung der wirklich wichtigen und fundamentalen Forschungsrichtungen. Und dadurch sind sie auch anfällig für lenkende Beeinflussungen durch die mächtige Agrarindustrie – mithin ausgerechnet eine Kraft, die wohl kaum Interesse daran haben dürfte, dass die besagten Zusammenhänge der Natur tiefer beleuchtet werden. Konzerne aus dieser Branche fördern bereits Schüler und Studierende, die sich hin zur Biologie orientieren, etwa durch Sponsoring von Projektarbeiten. Und das geht mitunter bis zur Finanzierung weiter Teile von lebenswissenschaftlichen Sparten großer Universitäten. Meist bleiben diese Verbindungen unter dem Radar der Öffentlichkeit und werden nicht freiwillig kommuniziert. Zum Beispiel klagte ein Journalist vor einigen Jahren erfolgreich auf die Einsichtnahme in Verträge zwischen der dem gleichnamigen Konzern nahestehenden Boehringer Ingelheim Stiftung und der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Nur dadurch wurde bekannt, dass die drei internen Institute der Lebenswissenschaften von insgesamt etwa 50 Millionen Euro Zuwendungen der Stiftung profitieren und zudem der Aufbau eines externen Instituts mit rund 100 Millionen Euro gefördert wird. Nach Medienberichten dürfe das neue Institut gemäß den Verträgen “nur von Wissenschaftlern geleitet werden, mit denen die Stiftung einverstanden ist”. [5]

Zu den Kerngeschäften des Konzerns Boehringer Ingelheim gehört die Tiermedizin. Zahlreiche Produkte werden entwickelt, hergestellt und global vertrieben, ohne deren großvolumigen Einsatz die heutige intensive Massentierhaltung unmöglich wäre. Die betroffenen, durch künstliche Zuchtwahl deformierten, stark immungeschwächten und widernatürlich gefangen gehaltenen Tiere müssen künstlich am Sterben gehindert werden, um sie dann quasi „ernten“ zu können. Denn die straffen natürlichen Ordnungen bewirken regelmäßig, dass schon relativ winzige Ansätze solchen Elends durchschnittlich sehr zügig durch den Tod beendet werden. Die Sparte Tiermedizin ist deswegen aktuell ein boomendes Milliardengeschäft.

Ich bin ganz sicher, dass für die allermeisten Wissenschaftler die ehrliche Forschung im Mittelpunkt ihres Interesses steht. Aber es ist naheliegend, dass die Branche in ihrer Gesamtheit dort, wo sie Agrarthemen tangiert, zumindest indirekt maßgeblich beeinflusst wird, was Richtung und Auswahl der erforschten Zusammenhänge angeht. Das lässt sich wohl vergleichen mit einer Vergiftung wichtigster Anteile der geistigen Potenziale der Menschheit.

Die Intensivierung der grundsätzlich widernatürlichen Agrarmethodik hat das Ende der evolutionären Sackgasse herbeigeführt

Nun wird sich vielleicht eine schon drängelnde Frage gebildet haben: Nämlich die, ob wir Menschen denn nicht schon seit ein paar tausend Jahren den Beweis führen, dass die generationsübergreifende Manipulation anderer Organismen eben doch funktioniert und somit keine evolutionäre Sackgasse darstellen muss. Tatsächlich aber ist das Gegenteil der Fall. Besonders die Folgen der Intensivierung innerhalb der letzten 100 Jahre können wie Ergebnisse eines riesigen Experimentes betrachtet werden, welche die Sackgasse deutlich erkennen lassen. Dass die Methodik zuvor scheinbar über mehrere Jahrtausende relativ stabil funktionierte, lag vor allem an der enormen Breite der Anwendung. Dabei sind für die jeweilige gezüchtete Lebensform im Sinne der nachhaltigen Überlebensfähigkeit nützliche Merkmale durch die künstliche Selektion zunehmend verschwunden. Der Gesamtgenpool hat sich also stetig verengt. Das Phänomen der beschleunigten genetischen Erosion fand bei allen Nutzorganismen statt. Jene Sorten der Nutzpflanzen, von denen die heute acht Milliarden Menschen ernährt werden, können insofern wie letzte kleine Häufchen eines einst üppigen Berges aus Schnee betrachtet werden, dessen allergrößter Teil im Sinne der genetischen Vielfalt längt unwiederbringlich weggeschmolzen ist. Es gibt also praktisch das Absterben, aber es ist auch hier wieder erst dann sichtbar, wenn die Gesamtheit des Geschehens berücksichtigt wird.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung berichtet, dass alleine „innerhalb der letzten 100 Jahre weltweit 75 Prozent der genetischen Vielfalt bei Kulturpflanzen verloren gegangen“ seien und dieser Prozess der genetischen Erosion unvermindert anhält [6]. In den Industrieländern betrug der Schwund in diesem Zeitraum sogar 90 Prozent. Mit nur noch neun Kulturpflanzenarten, deren Sortenzahl stetig schrumpft, werden heute 75 % des Kalorienbedarfs der Weltbevölkerung gedeckt. Da diese Nahrungsgrundlage aus intensiv manipulierten Pflanzen gegenüber Umweltdrücken wie Konkurrenten, Fressfeinden, Parasiten, Bodenerosion und Trockenheit wesentlich schwächer geworden ist als es mit den früheren variantenreicheren Arten und Sorten der Fall war, bedürfen sie zunehmend künstliche Unterstützung, weswegen sich auch der Verbrauch etwa von Pestiziden, Düngemittel und Wasser beschleunigt.

Die Heinrich-Böll-Stiftung gibt an, dass der weltweite Pestizidverbrauch von 1990 bis 2017 um etwa 80 Prozent gestiegen sei und der Anstieg ungebremst weiter laufe [7]. Derweil eskalieren die Sekundärfolgen. Nach einer Auswertung der Universität Sydney (Australien) von Einzelstudien aus verschiedenen Kontinenten nimmt die globale Gesamtbiomasse der Insekten geschätzt jährlich um 2,5 Prozent ab [8] und die Landwirtschaft spiele dabei die Hauptrolle. Wenn dies auch nur annähernd zutrifft, dann befindet sich die mit Abstand größte Klasse des Tierreiches bereits in einer echten Kollapssituation. Weitere Parameter der Sackgasse betreffen die stark beschleunigende Austrocknung und Degradation der früher fruchtbaren Böden. Geradezu symbolisch ist der früher zu recht so genannte „Fruchtbare Halbmond“: Auf diesem nach paläontologischen Rekonstruktionen einst paradiesischen Gebiet mit einer enormen Vielfalt an Tieren und Pflanzen, erstrecken sich heute hauptsächlich artenarme Wüsten und Steppen.

Mittels dem Durchspielen eines Szenarios, in dem aufgeklärte Lebenswissenschaften alle Schlüsselerkenntnisse Darwins ernsthaft berücksichtigt und weiter erforscht hätten, lässt sich für das 20. Jahrhundert eine weithin andere Entwicklung annehmen als es tatsächlich geschah. Durch das so entstandene Wissen hätte es zum Beispiel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht jene globale Intensivierung gegeben, die als „Grüne Revolution“ bezeichnet wird. Vor dem Hintergrund der erkannten Gefahren wäre der Fokus eher genau umgekehrt darauf gerichtet gewesen, gerade im Süden die regionalen landwirtschaftlichen Strukturen und ihre Arten- und Sortenvielfalt zu schützen, anstatt sie mittels genetisch verarmter Hochertragsorten zu ersticken – wie es großflächig passiert ist und aktuell noch weiter beschleunigend passiert. Schon dadurch wiederum hätte es jene Phase der Bevölkerungsexplosion ab den 1950ern von damals drei auf nunmehr acht Milliarden Menschen so gar nicht geben können.

Die echte und bis in die Schulen getragene Aufklärung wäre aber auch mit weitreichenden positiven Wirkungen auf das kollektive Bewusstsein der Menschheit einhergegangen. Solche eskalierten Perversionen wie die industrielle Massentierhaltung, in der sich heute gut 60 Prozent der Biomasse der Landwirbeltiere konzentrieren (33 Prozent entfallen auf den Menschen selbst), und die wie eine unaussprechliche Schande den kollektiven Geist der Menschheit vergiftet, hätten dadurch unmöglich entstehen können. Die Gesamtlage wäre also sehr verschieden von der heutigen Situation – und der entscheidende Faktor dabei hätte tatsächlich in der priorisierten Erforschung der in den eingangs gezeigten Zitaten Darwins erkennbaren Zusammenhänge durch die akademischen Lebenswissenschaften gelegen.

Da ich, wie eben bereits ausgeführt, keine Zweifel habe, dass für die allermeisten Menschen, die sich in den akademischen Lebenswissenschaften engagieren, echtes Interesse und ehrliche Forschung im Vordergrund stehen, liegen bei ihnen nach wie vor große Potenziale bereit. Wahrscheinlich ohne es bisher selbst zu realisieren, sind sie wie ein allerletzter Joker der Menschheit. Wer sonst, also welche Fraktion innerhalb der Gesellschaft, könnte die gegenständlichen Zusammenhänge verstehen, vertiefen und sie dann über die Lehre in Schulen und Universitäten mit möglichst hohem Druck in das kollektive Bewusstsein tragen? Es gibt niemanden sonst.

Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durchlaufen einen Prozess, in dem es immer zu vielfältigen Anleitungen oder jedenfalls Anregungen bei der Themenauswahl kommt. Und dabei spielen Professoren und Führungskräfte von lebenswissenschaftlichen Organisationen eine Hauptrolle. Deswegen möchte ich mich an diese wenden und zwei kurze Fragen stellen. Die Antworten werden zwar wahrscheinlich zunächst nicht mit meiner Meinung konform gehen oder ihr auch zuwiderlaufen. Aber ich hoffe, dass ich eine Anregung geben kann, die einen Denkprozess auslöst, der sich später hinaus doch noch positiv auswirkt. Außerdem hat die Öffentlichkeit einen Anspruch auf die Beantwortung.

Die Fragen versehe ich jeweils mit einer kürzeren begleitenden Kommentierung mit Eckpunkten des hiesigen Kommentars und stelle dabei das erste der oben gezeigten Zitate Darwins in den Mittelpunkt. Sie werden so lauten:

1. Sind Ihnen Beispiele entsprechender parasitärer Strategien oder sonstiger Wechselwirkungen zwischen Spezies bekannt, deren Ergebnisse der o.g. Feststellung Darwins zuwiderlaufen und somit seine Theorie widerlegen?

2. Falls nein: Gibt es in der Natur keine solchen Beispiele, weil die ökologischen Prozesse zu primitiv sind, der Mensch sich durch Intelligenz herausgehoben hat oder was sonst könnten die Gründe dafür sein, dass sich Entsprechendes im Ökosystem nirgendwo herausbildete? 

Eingehende Antworten werden im Wortlaut wiedergegeben (Verlinkung findet auf der Startseite statt) und nicht kommentiert. Die Leser sollen sich ihr eigenes Urteil bilden.


Quellen:
[1] Charles Darwin: On the Origin of Species, first British edition (1859), page 200
[2] Charles Darwin: On the Origin of Species, first British edition (1859), page 29 – 30
[3] SWR Wissen: Bruno Martin Deiss “Wie viele Atome gibt es im Universum?”
https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/wie-viele-atome-gibt-es-im-universum-100.html
[4] Richard Lucius, schriftliche Mitteilung an Steffen Pichler, 05. 08. 2013.
[5] Spiegel.de, Autorin Silke Fokken, 12.05.2016: “Uni Mainz muss Verträge mit Boehringer Stiftung offenlegen”.
[6] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Zweiter nationaler Bericht: Pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland
[7] Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, PAN Germany und Le Monde Diplomatique: Pestizidatlas 2022
[8] Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, PAN Germany und Le Monde Diplomatique: Pestizidatlas 2022

Übersetzungen (durch Pichler):

Zu [1] Darwin:
„Natürliche Selektion kann unmöglich irgendeine Veränderung in einer Art zum ausschließlichen Nutzen einer anderen Art erzeugen, obwohl in der gesamten Natur eine Art unaufhörlich die Strukturen der anderen Arten nutzt und davon profitiert. (…) Wenn es nachgewiesen werden könnte, dass irgendein Teil der Struktur einer Spezies zum ausschließlichen Nutzen einer anderen Spezies gebildet wurde, würde dies meine Theorie zunichte machen, denn so etwas kann nicht durch natürliche Selektion entstanden sein. Obwohl in naturgeschichtlichen Abhandlungen viele Aussagen in dieser Richtung zu finden sein mögen, kann ich keine einzige entdecken, die mir von irgendeinem Gewicht zu sein scheint.”

Zu [2] Darwin:
“Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften unserer domestizierten Rassen ist, dass wir bei ihnen eine Anpassung nicht zum Nutzen des Tieres oder der Pflanze, sondern zum Nutzen oder Gefallen des Menschen sehen.”